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Andacht Juni

Kriminalität fasziniert. Nicht umsonst heißt es ja „die Faszination des Bösen“. Zum Thema True Crime gibt es ein tolles Magazin samt Podcast: ZEIT Verbrechen. Hier gab es kürzlich eine Umfrage unter den Lesern: Wie unterscheiden Sie zwischen Gut und Böse?

Na ganz klar! Das ist, wenn… also wer böses tut und… gut ist wenn… Tja, was denn nun? Ich wollte eine trennscharfe Definition liefern. Aber irgendwie ging das nicht so richtig. Ist es böse zu stehlen? Ja. Ist es böse zu stehlen, um etwas zu Essen zu haben? Hm. Ist es gut, 100 Euro zu spenden? Ja. Ist es gut, als reicher Unternehmer 100 Euro zu spenden, um sich medienwirksam damit zu brüsten? Hm.  🤔Losgelöst von einer juristischen Sichtweise scheint es wirklich schwer zu sein, hier einen Maßstab anzulegen. Es ist nicht mehr als ein Gefühl, wenn wir entscheiden sollen, was Gut und was Böse ist. Mir fehlen im Alltag oft die Hintergrund-Infos, um wenigstens für mich das Gut-Böse-Ding halbwegs zu klären.

Ein Glück muss ich das auch nicht. Es steht mir auch gar nicht zu, mir ein Urteil zu bilden – eben, weil ich nicht alles weiß und auch nie wissen werde, was mein Gegenüber bewegt, motiviert, antreibt. Im Alten Testament steht: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.“ (1. Samuel 16,7)

Einerseits sagt Gott hier: Egal, wie ich mich nach außen gebe, ER weiß stets über meine Gefühle und Beweggründe Bescheid. Eine tolle Zusage, verstanden zu werden.

Andererseits sagt er damit aber auch: Hey, verurteilt andere nicht, das steht euch nicht zu. Und das kann herausfordernd sein – jedem Menschen gleichsam mit Achtung und Wertschätzung gegenübertreten, egal, was vorgefallen ist. Wie schnell geht’s, dass man Menschen abstempelt. Jesus sagt: „Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.“ (Lukas 6,37)

Zurück zum Anfang: Was ist Gut, was ist Böse? Ich weiß es immer noch nicht. Aber ich weiß, dass ich versuchen soll, jeden Menschen so anzunehmen, wie auch Gott mich angenommen hat – mit all den Fehltritten. Herausfordernd, keine Frage. Aber dazu möchte ich mich herausfordern lassen. 💪🏻 

Andacht: Richard Poitz